Am Freitagabend hatte ich überraschenden Besuch im Esszimmer. Gerade war ich beim Abendessen, da klingelte es an der Haustür. Meine Tochter Sophie öffnete und meine Nachbarn, die Familie Kreyling, kam herein und sagte, dass sie etwas für mich hätten. Mein Nachbar hatte etwas auf dem Arm, das er in Handtücher gelegt hatte. Zuerst dachte ich, dass er eine Katze oder ähnliches hat, aber bei genauem Hinsehen sah ich in die Augen eines Uhus. Reinhold und Doris Kreyling erzählten mir, dass sie zum Milch holen zu einem Landwirt wollten und entdeckten dabei den Uhu, der sich in einem Weidedraht dermaßen verfangen hatte, dass er sich alleine nicht mehr befreien konnte. Sie schnitten ihn aus dem Zaun heraus, was sich als sehr schwierig gestaltete, da sich der ängstliche Uhu kräftig gegen seine Retter wehrte. Nachdem er befreit war und sie nicht wussten wohin mit ihm, nahmen sie ihn mit zu mir, als erste Anlaufstelle, in der Annahme, dass ich eine Auffangstation kannte, wohin man ihn noch am heutigen Abend bringen konnte. Meine Nachbarin hatte zwischenzeitlich schon versucht mit einer Vogelklinik zu telefonieren, aber da es schon Freitagabend war, ohne Erfolg. Darauf rief ich meinen Foto-und Naturfreund Hans-Jörg Hellwig und einen weiteren, kompetenten bekannten Naturfreund an, die auch auf die Schnelle keine Auffangstation wussten. Wir beschlossen deshalb den Uhu in einen großen Karton zu tun, um ihn dann in Ruhe darin übernachten zu lassen. Am Samstagmittag, konnte er glücklicherweise, wieder unversehrt in die Freiheit entlassen werden. Er hatte die Nacht gut in dem dunklen Karton (Zur Beruhigung) verbracht. Nachdem er eingehend untersucht wurde und noch einmal von dem Vogelschutzbeauftragten der Stadt Amöneburg, Herrn Robert Cimiotti begutachtet wurde, waren wir uns schnell einig, den Uhu, der einen gesunden Eindruck machte, so schnell wie möglich wieder in die Freiheit zu entlassen. Das setzten wir dann auch nach kurzer Beratung um. Gemeinsam mit dem Vogelschutzbeauftragten, suchten wir in der Nähe des Fundortes eine geeignete Stelle für die Freilassung. Die war auch schnell auf einer Anhöhe gefunden. Der Uhu wurde auf Anraten des Vogelexperten samt Karton dorthin gebracht und schließlich sehr zur Freude aller Anwesenden freigelassen. Da man so etwas seltenes nicht alle Tage erlebt, musste ich dieses Ereignis auf jeden Fall fotografisch festhalten. Nachdem der Retter des Uhus, Reinhold Kreyling den Deckel des Kartons geöffnet hatte, nahm der Vogel die Chance in Freiheit zu kommen sofort wahr und flog so schnell davon, dass ich Mühe hatte, ein paar brauchbare Fotos von ihm zu machen. Aber viel wichtiger, als die Fotos war es für uns, dass der Uhu wieder gesund in die Freiheit entlassen werden konnte. Man kann seinen Rettern, die sich sehr für das Wohl des Uhus eingesetzt haben, nur danken, denn es ist nicht selbstverständlich, dass sich Leute so für den Vogelschutz und gerade für den seltenen Uhu einsetzen.